Der größte Vermögenstransfer der deutschen Geschichte – Unternehmensnachfolge der deutschen Baby-Boomer
Einschneidende wirtschaftliche Ereignisse gibt es in der jüngeren deutschen Geschichte einige – man denke nur an die Währungsreform von 1948 oder an die Wiedervereinigung im Jahre 1990.
Doch nun steht Deutschland vor einem wirtschaftlichen Umbruch, der diese Ereignisse in seiner Dimension übertrifft und dennoch weit weniger im öffentlichen Bewusstsein verankert ist.
Einen Prozess der mindestens 190.000 Familienunternehmen in Deutschland betrifft und ca. 3,1 Billionen Euro (das sind 3.100.000 Millionen €) zu übertragende Vermögen umfasst bis 2029, sowie ca. 2,4 Millionen Mitarbeiter.
Es handelt sich um die bevorstehende Unternehmensnachfolge der Baby-Boomer-Generation, also der zwischen 1946 und 1964 geborenen Unternehmerinnen und Unternehmer, die in den kommenden Jahren ihre Firmen übergeben werden.
Die folgende Tabelle gibt einen Überblick über die Dimension im Vergleich zu anderen ökonomisch bedeutsamen Ereignissen in der deutschen Historie:
Ereignis | Vermögenstransfer | Vermögenstransfer |
Boomer-Vermögenstransfer (bis 2029) | ca. 3,1 Billionen Euro | ca. 3,1 Billionen Euro (Basisjahr 2023) |
Wiedervereinigung (1990–2019) | ca. 2 Billionen Euro | ca. 2,8 Billionen Euro |
Treuhand-Privatisierungen (1990–1994) | ca. 600 Mrd. D-Mark (~307 Mrd. Euro) | ca. 460 Milliarden Euro |
Marshallplan (1948–1952) | ca. 1,4 Mrd. US-Dollar | ca. 15,5 Milliarden Euro |
Quelle: Sigubald Research.
Zu wenig passende Nachfolger, Finanzierungsprobleme, Fachkräftemangel, Komplexität
Die Situation betrifft das Rückgrat der deutschen Wirtschaft, den Mittelstand – dieser umfasst, laut IWD, 99,95% der deutschen Unternehmen und beschäftigt 70% der deutschen Arbeitnehmer.
Alarmierend ist, dass das Nachfolgeproblem aus demographischer Sicht unvermeidlich ist – es gibt schlicht nicht genügend Nachfolger. 74% der Unternehmen haben laut einer KfW-Studie Schwierigkeiten eine passende Nachfolge zu finden.
Der Mangel an familieninternen Nachfolgern – nur etwas über die Hälfte der Unternehmen werden an Familienmitglieder übergeben – und der Fachkräftemangel erschweren interne Nachfolgelösungen zusätzlich.
Auch Finanzierungsprobleme sind ein häufiger Grund für das Scheitern von Unternehmensnachfolgen, insbesondere wenn sie nicht professionell begleitet werden. Oft gehen die Kaufpreisvorstellungen von Käufer und Verkäufer weit auseinander. Zudem fehlt häufig das notwendige Fachwissen bezüglich marktgerechter Bewertungen und realisierbarer Finanzierungsmodelle.
Hinzu kommt die oftmals unterschätzte rechtliche und steuerliche Komplexität einer Nachfolge. Im anspruchsvollen Tagesgeschäft fehlt Unternehmern häufig die Zeit, die eine intensive, insbesondere ohne Berater durchgeführte, Transaktion erfordert.
Massive Folgen für die Volkswirtschaft
Die Folgen gescheiterter Unternehmensnachfolgen mit anschließender Betriebsauflösung sind volkswirtschaftlich gravierend: massive Verluste beim Bruttoinlandsprodukt und bei Steuereinnahmen, ein Verlust der internationalen Innovations- und Wettbewerbsfähigkeit sowie der Wegfall von zahlreichen Arbeitsplätzen. Aktuell ist davon auszugehen, dass mindestens 48.000 Jobs pro Jahr aufgrund gescheiterter Unternehmensübergaben verloren gehen.
Aber: Chancen für die nächste Unternehmergeneration
Aus unternehmerischer Sicht ergibt sich eine historisch einzigartige Chance, etablierte und hervorragend positionierte Unternehmen zu erwerben. Im Gegensatz zu unbewährten Startup-Geschäftsmodellen können hier Betriebe mit nachhaltiger Wertschöpfung und minimalem Risiko übernommen werden.
Neue Modelle aus dem angelsächsischen Raum, wie zum Beispiel Search Funds, bieten interessante Finanzierungsformen, um Unternehmen zu übernehmen, die zuvor nur von Finanzinvestoren finanziert werden konnten. Diese Entwicklung ermöglicht es auch Management-Buy-in-Kandidaten (MBI), solche Unternehmen zu erwerben. Insbesondere digital-affine Nachfolger können erhebliche Optimierungspotenziale durch den Einsatz moderner Technologien realisieren.
Marktkonsoliderung
Als Reaktion auf die Nachfolgeproblematik und den Fachkräftemangel zeigt sich ein Trend zur Konsolidierung in verschiedenen Branchen. Unternehmen fusionieren oder werden von größeren Firmen übernommen, um Ressourcen zu bündeln und Synergien zu nutzen.
Die Käufer sind in der Regel entweder strategische Investoren oder Private-Equity-Gesellschaften mit Buy-and-Build-Strategie. Strategische Investoren denken dabei meist langfristiger, da sie keine festen Fondslaufzeiten haben.
Handlungsempfehlungen
Die Nachfolgeproblematik der Baby-Boomer-Generation erfordert dringendes Handeln seitens der Unternehmer. Sie sollten den Übergabeprozess frühzeitig planen und sich von qualifizierten M&A-Beratern, wie zum Beispiel der Sigubald Company, unterstützen lassen.
Eine möglichst umfassende Käufersuche wird immer wichtiger, insbesondere mit Blick auf strategische Käufer. Analysetools wie ProxDeal können Berater dabei unterstützen, potenzielle Käufer effizient zu identifizieren.
Neue Modelle wie Search Funds bieten sowohl Nachfolgern als auch Unternehmensinhabern innovative Möglichkeiten, den Fortbestand von Unternehmen zu sichern und wirtschaftliche Stabilität zu gewährleisten.
Auch Banken müssen intern weitere Ressourcen und Kompetenzen allokieren, um den Herausforderungen der "Nachfolgewelle" gewachsen zu sein.
Sie planen eine Nachfolge? Kontaktieren Sie uns gerne.
Simon Seibold
Geschäftsführer
Email: office@sigubald.com
Telefon: 089 2152 5244