Prozess Unternehmensverkauf
Wie ein Unternehmensverkauf abläuft
6. Juni 2024

SaaS-Unternehmen verkaufen -
Besonderheiten und Tipps

 

Software-as-a-Service (SaaS)-Unternehmen gelten als die Königsklasse der Softwareunternehmen, und das aus gutem Grund: Sie zeichnen sich durch wiederkehrende und planbare Umsätze aus.

Dieser Vorteil führt zu deutlich höheren Bewertungen im Vergleich zum klassischen Softwarebereich. Beim Verkauf eines SaaS-Unternehmens sind spezialisierte M&A-Berater unverzichtbar, da die Bewertung solcher Firmen auf Metriken basiert, die über die klassischen Methoden hinausgehen.

Grundsätzlich basiert dies auf einer einfachen Tatsache: Unternehmen mit hohem Automatisierungsgrad und verlässlichen wiederkehrenden Umsätzen sind angenehmer und weniger personalintensiv zu managen und auszubauen. Daher sind Käufer und Investoren bereit, höhere Preise zu zahlen.

Die absolute Speerspitze stellen B2B-SaaS-Unternehmen dar, also Unternehmen, die Software im Abo-Modell an Firmenkunden verkaufen („Business-to-Business“). Dies liegt daran, dass B2B-Kunden (a) eine höhere Zahlungsbereitschaft und größere Warenkörbe haben, (b) länger gebunden sind, (c) hohe Wechselkosten haben und (d) durch die Nutzung der Software einen klaren ROI erzielen.

 

Wichtige Bewertungstreiber im SaaS-Bereich

 

Unternehmensgröße

Im M&A-Umfeld sind größere Unternehmen tendenziell wertvoller und einfacher zu verkaufen. Kleinere Unternehmen (unter 1 Million Euro Umsatz) sind schwerer zu veräußern, da sie oft weniger strukturiert und stark vom Inhaber abhängig sind. Größere und skalierbare Unternehmen sind daher wertvoller.

Eine Besonderheit bei SaaS-Unternehmen ist, dass sich in der Regel auch kleinere Firmen, mit weniger Umsatz, gut verkaufen lassen, u.a. da diese oft recht stark wachsen.

Wachstum

Das Umsatz-Wachstum ist bei SaaS-Unternehmen eine wichtige Kennzahl. Je stärker das Wachstum, desto höher das anzusetzende Multiple.

Rule of 40

Die "Rule of 40" ist eine Daumenregel, die besagt, dass die Summe aus dem Umsatzwachstum und der EBITDA-Marge eines SaaS-Unternehmens mindestens 40% betragen sollte. Diese Regel hilft dabei, ein ausgewogenes Verhältnis zwischen Wachstum und Rentabilität zu finden. Ein Unternehmen, das diese Regel erfüllt, wird als finanziell gesund und nachhaltig betrachtet, was für potenzielle Käufer und Investoren sehr attraktiv ist. Die Rule of 40 wurde jedoch durch Venture-Kapitalgeber geprägt, was man im Hinterkopf behalten sollte.

Net Revenue Retention (NRR)

Starke NRR-Raten sind ein Indikator für hohe Kundenzufriedenheit und Stabilität der Einnahmen, was ebenfalls die Bewertung positiv beeinflusst. Die NRR zeigt wie gut ein Unternehmen seine bestehenden Kunden halten und zusätzliche Umsätze von diesen Kunden generieren kann. NRR berücksichtigt nicht nur die Abwanderung (Churn) von Kunden, sondern auch Upgrades, Downgrades und Cross-Selling innerhalb der bestehenden Kundenbasis.

 Marktnische

 Der Markt, in dem das Unternehmen tätig ist, spielt ebenfalls eine wichtige Rolle. Fragen zur Marktwachstumsrate, Wettbewerbssituation und Differenzierung gegenüber Wettbewerbern müssen berücksichtigt werden. 

 

Auswahl wichtiger Kennzahlen

 

Die folgenden Kennzahlen haben sich in er Praxis als wichtigste KPI’s für den Wert einer SaaS-Firma herausgestellt:

 

Monthly Recurring Revenue (MRR) / Annual Recurring Revenue (ARR)

MRR und ARR sind zentrale Kennzahlen für SaaS-Unternehmen, da sie die wiederkehrenden Umsätze auf monatlicher bzw. jährlicher Basis darstellen. Diese Kennzahlen geben einen klaren Überblick über die finanzielle Gesundheit und das Wachstumspotenzial des Unternehmens.

Customer Acquisition Cost (CAC)

Der Customer Acquisition Cost misst die Kosten, die entstehen, um einen neuen Kunden zu gewinnen. Ein niedriger CAC im Verhältnis zum Customer Lifetime Value (CLTV) ist ein positives Zeichen und zeigt an, dass das Unternehmen effizient arbeitet.

Customer Lifetime Value (CLTV)

Der CLTV gibt an, wie viel Umsatz ein Kunde im Durchschnitt über die gesamte Dauer seiner Geschäftsbeziehung generiert. Ein hoher CLTV ist ein Indikator für die langfristige Rentabilität des Unternehmens.

Kundenkonzentration

Zeigt, wie stark das Unternehmen von einzelnen Kunden abhängig ist. Eine hohe Kundenkonzentration kann ein Risiko darstellen, da der Verlust eines Großkunden erhebliche Auswirkungen auf den Umsatz haben kann.

Churn Rate

Die Churn Rate, also die Abwanderungsrate, ist eine weitere kritische Kennzahl für SaaS-Unternehmen. Eine niedrige Churn Rate zeigt an, dass das Unternehmen seine Kunden erfolgreich bindet. Ein hoher Churn kann hingegen ein Zeichen für Probleme in der Kundenzufriedenheit oder dem Produkt selbst sein und wirkt sich negativ auf die Bewertung aus.

Gross Margin

Die Bruttomarge zeigt den Anteil des Umsatzes, der nach Abzug der direkten Kosten zur Deckung der Betriebskosten übrig bleibt. Eine hohe Bruttomarge ist ein Zeichen für ein gesundes Geschäftsmodell und trägt positiv zur Bewertung bei.

Anzahl der Mitarbeiter

Die Anzahl der Mitarbeiter kann ein Indikator für die Skalierbarkeit und Effizienz des Unternehmens sein. Weniger Mitarbeiter bei gleichem Umsatzniveau deuten auf ein hoch automatisiertes und effizientes Unternehmen hin.

 

Ermittlung des Unternehmenswertes von SaaS-Unternehmen

 

Die Bewertung von SaaS-Unternehmen ist eine Wissenschaft für sich. Klassische Methoden greifen oft zu kurz und sollten daher um weitere Bewertungsansätze ergänzt werden. In der Praxis sind u.a. das Multiple- und DCF-Verfahren gängig.

 

Multiple-Bewertung im SaaS

In der Praxis werden SaaS-Unternehmen, in einem ersten Schritt, meist mithilfe sogenannter Multiples bewertet. Das bedeutet der Unternehmenswert wird durch Multiplikation eines Finanzkennwerts (wie Umsatz, EBIT oder EBITDA) mit einem festgelegten Multiplikator berechnet.

Die Schwierigkeit dabei ist, dass diese für nicht börsengelistete Unternehmen schwierig zu bekommen sind. Insbesondere, muss beachtet werden, dass die Größe des Unternehmens uns das Umsatzwachstum zusätzliche Faktoren darstellen, die nicht außer Acht gelassen werden dürfen.

 

Discounted Cash Flow (DCF)-Methode

Die DCF-Methode ist eine weitere hilfreiche Bewertungsmethode für SaaS-Unternehmen. Bei dieser Methode werden die zukünftigen Cashflows des Unternehmens geschätzt und auf den gegenwärtigen Wert abgezinst. Dies erfordert eine detaillierte Analyse der zukünftigen Umsätze, Kosten und Investitionen sowie der Wachstumsraten und des Risikos des Unternehmens. Trotz ihrer Komplexität bietet die DCF-Methode einen tieferen Einblick in den intrinsischen Wert des Unternehmens und ist besonders nützlich bei der Bewertung von langfristigen Investitionen.

 

Ausblick: Trend zu nachhaltigen Geschäftsmodellen

 

Investoren und Käufer legen zunehmend Wert auf profitables Wachstum und nachhaltige Geschäftsmodelle. SaaS-Unternehmen, die neben starkem Wachstum auch auf Profitabilität und langfristige Kundenbeziehungen setzen, haben daher einen klaren Vorteil im Wettbewerb um Investoren und Käufer.

Mit diesen Aspekten im Blick können SaaS-Unternehmen ihre Stärken betonen und sich optimal auf einen Verkauf vorbereiten. Eine gründliche Analyse und Aufbereitung der genannten Kennzahlen und Besonderheiten wird dazu beitragen, einen höheren Verkaufspreis zu erzielen und geeignete Käufer oder Investoren zu finden.

 

Sie wollen ein SaaS-Unternehmen verkaufen? Wir helfen Ihnen dabei.

 

Simon Seibold
Geschäftsführer

Email: office@sigubald.com
Telefon: 089 2152 5244