Strategische Käufer mit KI finden
Strategische Unternehmenskäufer mit Künstlicher Intelligenz finden
15. Juni 2024
Unternehmen mit Immobilie verkaufen
Betriebliche Immobilien beim Unternehmensverkauf
18. Juni 2024

Die Bedeutung der Eigenkapitalbrücke – Unternehmenswert vs. Kaufpreis

 

Die Eigenkapitalbrücke (engl. „Equity Bridge“) ist eine wichtiges Instrument zur Ermittlung des Kaufpreises bei einem Share-Deal. Die Methode ermöglicht vom ermittelten Entity Value (Unternehmenswert), zum Equity Value (Kaufpreis) zu gelangen.

Eigenkapitalbrücke bietet also eine Rechenhilfe um den Entity Value in den Equity Value zu überführen. Dabei wird der Unternehmenswert, welcher die Gesamtheit des Fremd- und Eigenkapitals widerspiegelt, um verschiedene finanzielle Positionen bereinigt, um den reinen Eigenkapitalwert zu erhalten.

 

Die Eigenkapitalbrücke sollte möglichst früh im Transaktionsprozess mithilfe eines M&A-Beraters und idealerweise mit dem Steuerberater des Verkäufers aufgestellt und im Rahmen der Verhandlungen mit dem Käufer besprochen werden, um Überraschungen später im Verkaufsprozess zu vermeiden.

 

Komponenten der Eigenkapitalbrücke

Die Eigenkapitalbrücke umfasst mehrere Schlüsselkomponenten:

  • Unternehmenswert (Enterprise Value): Dies ist der Ausgangspunkt der Brücke und umfasst den Marktwert des Eigenkapitals plus Nettofinanzverbindlichkeiten und Minderheitsanteile. Der Equity Value gibt den gesamten Wert des Unternehmens an, unabhängig von der Kapitalstruktur. Ermittelt wird der Equity Value z.B. mittels der Multiplikatorenmethode oder dem DCF-Verfahren.
  • Nettofinanzverbindlichkeiten: Diese Komponente umfasst die Differenz zwischen den Finanzverbindlichkeiten (z. B. Bankkredite, Anleihen) und den liquiden Mitteln (z. B. Kassenbestand, kurzfristige Einlagen). Sie wird vom Unternehmenswert abgezogen, um den Eigenkapitalwert zu ermitteln.
  • Nicht-operatives Vermögen: Dazu gehören Vermögenswerte, die nicht zur Kerntätigkeit des Unternehmens gehören, wie überschüssige Barmittel, nicht genutzte Immobilien oder Beteiligungen an anderen Unternehmen. Diese werden dem Eigenkapitalwert hinzugefügt.
  • Working Capital: Das Working Capital, oder Betriebskapital, wird als Differenz zwischen kurzfristigen Vermögenswerten und kurzfristigen Verbindlichkeiten definiert. Es reflektiert die operative Liquidität und spielt eine wichtige Rolle in der Eigenkapitalbrücke. Abweichungen vom normalen Working Capital können den Eigenkapitalwert beeinflussen, was zu Anpassungen führt.
  • Sonstige Anpassungen: Dies können zum Beispiel Eventualverbindlichkeiten oder latente Steuern sein, die sich auf den Eigenkapitalwert auswirken können.

 

Berechnung der Eigenkapitalbrücke

Die Formel zur Berechnung des Eigenkapitalwerts mittels der Eigenkapitalbrücke lautet:

Eigenkapitalwert („Kaufpreis“) = Equity Value (Unternehmenswert) – Nettofinanzverbindlichkeiten + nicht-operatives Vermögen + sonstige Anpassingen – (tatsächliches Working Capital – normales Working Capital)

„Kaufpreis“ ist hier mir Anführungsstrichen versehen, da der tatsächliche End-Kaufpreis Verhandlungssache ist.

Illustration der Eigenkapitalbrücke bei der Ermittlung des Kaufpreises beim Unternehmensverkauf

 

Ein praktisches Beispiel verdeutlicht die Anwendung:

  • Unternehmenswert: 100 Millionen Euro
  • Nettofinanzverbindlichkeiten: 20 Millionen Euro (30 Millionen Euro Schulden - 10 Millionen Euro Barmittel)
  • Nicht-operatives Vermögen: 5 Millionen Euro
  • Sonstige Anpassungen: 2 Millionen Euro
  • Normales Working Capital: 10 Millionen Euro
  • Tatsächliches Working Capital: 12 Millionen Euro

Eigenkapitalwert =100 Mio. Euro 20 Mio. Euro + 5 Mio. Euro + 2 Mio. Euro (12 Mio. Euro 10 Mio. Euro) = 85 Mio. Euro

 

Bedeutung und Nutzen im M&A-Prozess

Die Eigenkapitalbrücke ist ein essenzielles Instrument im M&A-Prozess, da sie mehrere Vorteile bietet:

  • Klare Struktur: Sie bietet eine klare Struktur zur Ableitung des Eigenkapitalwerts ausgehend vom Unternehmenswert und schafft Transparenz bezüglich der zugrunde liegenden Finanzpositionen.
  • Flexibilität: Die Brücke kann an unterschiedliche Geschäftsmodelle und Industrien angepasst werden, indem spezifische Anpassungen berücksichtigt werden.
  • Transaktionsgrundlage: Sie dient als Basis für die Verhandlung des Kaufpreises und ermöglicht eine fundierte Entscheidungsfindung sowohl für Käufer als auch Verkäufer.
  • Risikobewertung: Durch die Identifizierung von nicht-operativem Vermögen und Schulden können potenzielle Risiken und Chancen in der Bilanz besser eingeschätzt werden.

 

Herausforderungen und Fallstricke

Trotz ihrer Vorteile birgt die Anwendung der Eigenkapitalbrücke auch Herausforderungen:

  • Datenqualität: Die Genauigkeit der Berechnungen hängt stark von der Verfügbarkeit und Zuverlässigkeit der zugrunde liegenden Finanzdaten ab.
  • Komplexität: Bei komplexen Unternehmen mit vielen Vermögenswerten und Verbindlichkeiten kann die Brücke kompliziert und zeitaufwändig sein.
  • Subjektivität: Einige Anpassungen, wie Eventualverbindlichkeiten, können subjektiv sein und zu unterschiedlichen Bewertungen führen.

 

Fazit

Die Eigenkapitalbrücke ist ein unverzichtbares Werkzeug im M&A-Prozess, das Transparenz und Klarheit bei der Bewertung des Eigenkapitals eines Unternehmens schafft. Durch die systematische Berücksichtigung von Finanzverbindlichkeiten, nicht-operativem Vermögen, Working Capital und weiteren Anpassungen unterstützt sie eine fundierte Entscheidungsfindung und trägt zur erfolgreichen Abwicklung von Transaktionen bei. Um die besten Ergebnisse zu erzielen, sollten M&A-Experten, gemeinsam mit dem Steuerberater der Verkäuferseite, die Qualität der zugrunde liegenden Daten überprüfen und die Eigenkapitalbrücke flexibel an die spezifischen Gegebenheiten des Zielunternehmens anpassen.

 

Sie planen eine Transaktion? Kontaktieren Sie uns gerne.

 

Simon Seibold
Geschäftsführer

Email: office@sigubald.com
Telefon: 089 2152 5244